Die Gestalten des Mittelalters und ihre Taten verschmelzen in den Sagen und Legenden, die bis heute im kollektiven Gedächtnis europäischer Kulturen verankert sind. Eine solche Erzählung ist jene der Herren von Schweinichen, ein slawisches Rittergeschlecht, dessen Ursprünge tief in der mittelalterlichen Geschichte Schlesiens verwoben sind. Ihr familiäres Erbe verknüpft die sagenhafte Tat des Ritters Biwoy mit dem historischen Fundament der Region rund um die heutige Schweinhausburg.
Die sagenumwobene Familienüberlieferung der Herren von Schweinichen reicht zurück bis in das 8. Jahrhundert. Die Sage zeichnet das Bild eines böhmischen Ritters namens Biwoy, der sich einer hohen Gefahr stellte, indem er eigenhändig einen gefürchteten Eber tötete – oder in einer anderen Version der Sage – lebendig fing. Seine Tapferkeit soll den Grundstein für die Verbindung zur königlichen Familie Böhmens gelegt haben. Nach der Überlieferung warf er den bezwungenen Eber vor die Füße der legendären böhmischen Königin Libussa, eine Tat, für die er mit der Hand ihrer Schwester Kasia belohnt wurde. Neben der Vermählung mit der Adligen erhielt er auch die Ländereien, auf denen später die Schweinhausburg errichtet wurde. Dieses Ereignis soll sich um das Jahr 760 zugetragen haben.
Die historische Evidenz einer solchen Begebenheit entzieht sich der modernen Wissenschaft, und es bleibt unklar, wie viel Wahrheit in der Sage steckt. Die Existenz des Rittergeschlechts der Schweinichen jedoch ist urkundlich besser greifbar. Sie hielten die Burg seit dem 12. Jahrhundert und sind bis zum Verkauf der Besitztümer im Jahre 1713 nachweisbar. Die Familienchronik zeugt davon, dass die Schweinichen ihren Ursprung in einem slawischen Adelsgeschlecht haben, welches bereits vor der Eroberung Schlesiens durch den Polenherzog Mieszko I. in der Region ansässig war.
Die Herren von Schweinichen avancierten im Laufe der Jahrhunderte zu treuen Gefolgsmännern der Piasten-Dynastie. Die Piasten, ein Herrschergeschlecht, das über lange Zeit die politischen Geschicke Polens und Schlesiens bestimmte, waren bekannt dafür, Loyalität und Tapferkeit zu schätzen. Die Einbindung in dieses Netzwerk sicherte den Schweinichen nicht nur politischen Einfluss, sondern auch die Möglichkeit, ihr kulturelles Erbe weiterzutragen.
Die heutige Schweinhausburg, die ihren Namen dieser historischen Legende verdankt, ist ein stummes Zeugnis der einst mächtigen Familie. In einer Region, die durch zahlreiche Kriege und politische Umwälzungen geprägt wurde, steht sie als Erinnerung an die Menschen und Mythen vergangener Epochen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Sage von Biwoy und die Geschichte der Herren von Schweinichen uns daran erinnern, wie eng Geschichte und Legende verwoben sind. Sie offenbart einen Blick in die Vergangenheit Schlesiens und lässt uns erahnen, wie sich Identität und Tradition über Generationen hinweg formen und erhalten. Die Spurensuche führt uns dabei durch die nebulösen Gefilde der Sagen, an deren Ende vielleicht keine absolute Wahrheit, aber ein wertvolles kulturelles Erbe wartet, das es zu bewahren und zu ehren gilt.
Erstmals wurde die Burg Swiny 1108 in der Chronik von Kosmas von Prag unter dem Namen Zvini in Polonia erwähnt – die Rede ist von einer Burg, die später in der Geschichte eine prägende Rolle im Herzen Polens einnehmen sollte. Später taucht sie in einer Urkunde von Papst Hadrian IV. als die Burgstadt Zpini auf und etabliert sich so unerschütterlich in der historischen Überlieferung.
Die Anfänge dieser beeindruckenden Festung sind eng mit dem Namen Jaksa castellan Svyn verbunden, der im Jahr 1244 urkundlich geschätzt wird. Bereits zu dieser Zeit war das Gemäuer die älteste private Burg auf dem Gebiet des heutigen Polens und diente als machtpolitisches Symbol in einer Zeit der Lehnsherrschaft und des Feudalwesens.
Die Besitzverhältnisse des 13. Jahrhunderts waren urkundlich gut dokumentiert. Tader hielt die Festung im Jahr 1230, gefolgt von Jaksa im Jahr 1242 und schließlich Piotr von Svyn, der seine Rechte im Jahr 1248 festigte. Doch der Wandel der Zeit sparte auch vor der mächtigen Burg nicht Halt. In den 1270er Jahren erlitt die Burg Świna eine schicksalhafte Wende: Bolko I. der Harte entzog ihr den Status als Kastellan und übertrug diesen an das neugegründete Bolków. Bereits vorher, um 1272, schien die ehemalige herzogliche Festung in die Hände von Rittern übergegangen zu sein, denn die Urkunde von Bolesław Rogatka aus diesem Jahr nennt bereits den Dominus Jan de Swin als ihren Herren.
Im 14. Jahrhundert erfolgten weitreichende Veränderungen. Piotr de Svyne wird im Jahr 1313 als Teil des Gefolges von Bernhard von Świdnica genannt. In dieser Zeit ging die Burg in den Besitz der ritterlichen Familie von Swin (deutsch: von Schweinichen) über. Henricus de Swyn zählt 1323 zu den namhaften Eigentümern. Die Familie von Swin prägte das Bild der Burg maßgeblich bis ins 18. Jahrhundert hinein. Mitte des 14. Jahrhunderts wechselten die hölzernen Befestigungsanlagen und machten Platz für einen vierstöckigen Wohn- und Wehrturm aus Bruchstein mit imposanten, 2,5 Meter hohen Mauern und einer Umfassungsmauer.
Die Bauweise war nicht nur funktional, sondern auch beeindruckend in ihrer Erscheinung: Der unterkellerte Turm hatte die stolzen Maße von 12 x 18 Metern und war mit einem Satteldach bedeckt. Auch heute noch zeugt das gotische Eingangsportal von der wegweisenden Bautechnik der Epoche.
Im 15. Jahrhundert führte Gunzel von Schweinichen Erweiterungen durch, indem er dem Turm ein doppelbogiges Wohngebäude und neue Umfassungsmauern beifügte. Doch der bedeutendste Umbau der Burganlage sollte erst später erfolgen: Zwischen 1614 und 1660 wandelte Johann Sigismund von Schweinichen den Familiensitz in eine Renaissance-Residenz um. Er gründete dort einen theosophischen Zirkel und verwandelte Schweinichen in einen kulturellen Schmelztiegel und in eine Nährstätte mystischer und theosophischer Literatur.
In diesen Mauern weilte sogar der Mystiker Jacob Böhme, der im Jahr 1624 seine Schriften an die “durstige und hungrige Seele” verfasste. Um ihn sammelte sich ein Kreis von Mystikern, zu denen auch Größen wie Angelus Silesius und Abraham von Franckenberg zählten. So gesehen, verwandelte sich die Burg Świna von einer Festungsanlage zu einem Hort der geistigen Erneuerung und der kulturellen Begegnungen, dessen Auswirkungen weit über die Mauern hinausreichten.
Die historische Bedeutung der Burg Świna und der Familie von Swin bleibt in den Annalen der polnischen Geschichte als Zeugnis eines weitreichenden kulturellen und sozialen Wandels erhalten – ein Erbe, das bis heute Forscher und Geschichtsliebhaber fasziniert.
Im Wandel der Zeit durchlebte die Burg Swiny Phasen des Glanzes und des Niedergangs. Nach dem Aussterben der lokalen Linie der Adelsfamilie Świny im Jahr 1702 erfuhr der Komplex durch Sebastian Heinrich von Schweinitz, den Schwiegersohn des Verstorbenen, eine neue Herrschaftsära. Die Wirren der Kriege – zunächst verschont vor den Zerstörungen der Hussitenkriege und des Dreißigjährigen Krieges – holten Swiny im Laufe des Siebenjährigen Krieges ein, als russische Truppen das Schloss plünderten.
Die Blessuren des Jahres 1762 waren tief, und in ihrer Folge entschied sich die Familie von Schweinitz 1769, die geschundenen Mauern der Burg zu versteigern. Johann Heinrich Graf von Churschwandt, ein preußischer Staatsminister, wurde zum neuen Eigentümer, doch das Schloss erlangte nicht mehr seinen vormaligen Glanz. Unbewohnt fiel es langsam aber sicher der Verkommenheit anheim. Im 19. und 20. Jahrhundert setzten Orkane der Substanz des Baus zu, führten zum Verlust des Turmdaches und ließen die Turmspitze einstürzen.
Trotz gelegentlicher Eingriffe zur Sicherung der Ruinen waren es letztendlich archäologische Ausgrabungen, die 1959 unweit des Schlosses den Blick auf eine frühe mittelalterliche Siedlung eröffneten und zu einem tieferen Verständnis der historischen Dimension des Ortes beitrugen.
Heute ist die Burg Swiny wieder in Privateigentum und wird als Teil der Piastenburgenroute gefeiert. Eine Tafel am Eingang, geschmückt mit dem Wappen der Familie von Schweinichen, erinnert an die einstigen Bewohner. Legenden ranken um einen unterirdischen Gang, der Swiny mit der Burg Bolków verbinde – ein Mysterium, eingegraben in die Annalen der schlesischen Erde.
In diesem Sinne ist die Burg Swiny nicht nur ein steinernes Relikt längst vergangener Tage, sondern auch eine lebendige Erzählung des Wandelns von Epochen, des Niedergangs, Wiederaufbaus und der Bewahrung von Geschichte. Ein Symbol für Beständigkeit und Erinnerungskultur, das heute wie damals die Landschaft Niederschlesiens prägend gestaltet.